Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt, wer denn eigentlich Reitunterricht geben darf. Erst letzte Woche fragte mich wieder eine Bekannte, ob man eigentlich einen Trainerschein braucht, oder ob vielleicht auch schon die Befähigung als Trainerassistent oder gar das RA 4 ausreicht, wenn man unterrichten möchte? Und was kann z.B. ein Diplom – Hippologe von der Reitakademie „Meierschmidt“ oder dem Reitinstitut „Lehmannschulz“? Gut klingen tut es auf jeden Fall, wenn man dort Unterricht nimmt. Aber ist das dann auch so gut wie es klingt und: ist es das Geld wert?

Die Antwort auf die Frage ist sehr einfach. Leider löst die Antwort das Problem aber nicht. Aber schauen wir es uns schrittweise an.

Wer darf?

Grundsätzlich jeder! Denn Reitlehrer oder Reittrainer oder Pferdetrainer oder auch Hippologe sind keine geschützten Berufsbezeichnungen und somit darf sich jeder so nennen. Auch wenn noch ein „zertifiziert“ oder „Institut“ oder „Akademie“ dabei steht, sagt das erstmal überhaupt nichts über die Qualität des Reitlehrers aus. Denn Zertifikate und Diplome darf tatsächlich jeder erstellen und ausgeben. Die Frage der Versicherung ist eine ganz andere – darauf werde ich mal in einem extra Artikel eingehen.

Wenn ich also morgen das Reitinstitut „Unter den Linden“ gründen würde und Du bei mir einen Lehrgang zum zertifizierten Reitlehrer besuchst, der mit einem Diplom von mir endet, dann darfst Du Dich danach zertifizierter Diplomreitlehrer des Reitinstituts „Unter den Linden“ nennen. Du kannst es aber auch lassen und einfach so Reitunterricht geben.

Gibt es anerkannte Abschlüsse?

Jetzt fragst Du Dich vielleicht, wie man sich denn dann in dem Reitlehrer WirrWarr zurechtfinden soll, wenn jeder alles darf. Nun, es gibt schon staatliche Berufsabschlüsse. Oder Ausbildungsgänge, die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) anerkannt sind (siehe die Abbildung). Diese klingen nur häufig leider nicht so blumig, denn sie heißen zum Beispiel einfach nur schnöde „Pferdewirt“ oder „Trainer (FN)“. Dafür gewährleisten sie aber, dass der Inhaber eine entsprechend anerkannte Aus- oder Weiterbildung absolviert hat und diese auch mit einer entsprechenden Prüfung abgeschlossen hat.

Was ist guter Reitunterricht?

Natürlich ist guter Reitunterricht nicht nur mit einem anerkannten Abschluss möglich. Klar gibt es auch Ausbilder, die ganz hervorragend unterrichten, ohne eine formale Qualifikation zu haben. Aber die Qualifikation bietet dem Schüler schon mal eine grundlegende Orientierung, im bunten Reitlehrerdschungel.

Darüber hinaus habe ich Dir hier in der Checkliste einmal ein paar Punkte zusammengestellt, auf die Du achten kannst, wenn Du nach einem Reitlehrer suchst. Damit es übersichtlicher ist habe ich es in zwei Bereiche untergliedert. In den fachlichen und in den persönlichen.

Generell sollte ein guter Reitlehrer beides sein: Ein echter Fachmann und ein Pädagoge (persönlicher Bereich).

Wichtig ist, wie der Unterricht gestaltet ist. Sagt der Reitlehrer durch Kommandos und Anweisungen was gemacht werden soll, oder erläutert er auch das wie. Verstehst Du seine Erklärungen und kann er auf unterschiedliche Arten erklären, wenn ein Schüler nachgefragt? Ich finde es beim Reitunterricht für Erwachsene außerdem sehr wichtig, dass der Reitlehrer nicht nur über das „was“ und „wie“ spricht, sondern auch das „warum“ erklärt. Also warum soll das Pferd am Zügel gehen, warum soll die Volte nicht kleiner als 8 m sein, warum sollen beim einfachen Galoppwechsel 3 – 5 Schritte Schritt dazwischen sein etc.

Das Ende jeder Reitstunde sollte so aussehen, dass Pferd und Reiter zufrieden sind. Am Besten Du schaust Dir mal eine ganze Stunde an. Konzentriert sich der Reitlehrer auf den Schüler? Fasst er nach Lektionen oder der gesamten Stunde nochmal alles zusammen? Lobt er und gibt er Anregungen oder vielleicht sogar „Hausaufgaben“ bis zur nächsten Reitstunde? Oder sagt er häufig „Gut so, Frau Müller, weiter so!“?

Und ganz wesentlich natürlich ist: stimmt die Chemie zwischen Euch beiden? Ist Dir der Reitlehrer sympathisch und liegt ihr auf einer Wellenlänge? Versteht ihr Euch, also sprecht ihr die gleiche „Sprache“? Denn Qualifikationen uns Cheklisten können Licht ins Dunkel bringen, aber letztendlich ist wichtig, dass Du die Korrekturen und Empfehlungen Deines Reitlehrers annimmst, weil Du der Meinung bist: „Das passt und dem vertraue ich“.

Wo finde ich einen guten Reitlehrer?

Eine Auflistung aller Reitlehrer mit formalen Qualifikationen in Deiner Nähe findest Du in der Ausbilderbörse der FN.

Auch eine allgemeine Recherche im Internet, bei Facebook oder in Gruppen bringt Dich manchmal weiter.

Ich empfehle Dir aber, am Besten mal ein paar Freunde und Bekannte zu fragen, bei wem sie reiten und wie sie damit zufrieden sind. Selbst wenn der Reitlehrer dann nicht direkt bei Dir in der Nähe ist besteht ja durchaus die Möglichkeit, dass er mal für einen Lehrgang zu Dir in die Nähe kommt. Oder aber er nutzt wie ich die Möglichkeiten, die das Internet mittlerweile für Onlineunterricht bietet.

Und a propos Internet: das ist mittlerweile auch eine ganz tolle Möglichkeit ein Gefühl für den wichtigen, persönlichen Eindruck zu bekommen: Viele Reitlehrer haben mittlerweile, ebenso wie hier bei Galoppenjo, eine Website oder Videos von sich auf YouTube. Da kannst Du ganz einfach einschätzen, ob Dir die Art des Unterrichtens und Erklärens liegt und ob Du Dir vorstellen kannst, dass ihr die gleiche Sprache sprecht.

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